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Epigramme in Linear A zeigen recht oft ein Zeichen aus einem Kreis mit eingeschriebenem Kreuz. Das gleiche Zeichen kommt in den Urbildern der mesopotamischen Keilschrift vor und ist dort später zum Keilschriftzeichen UDU/LU/DIB geworden:
In mesopotamischer Keilschrift kann UDU "Schaf" bedeuten Anm. 1, LU "Mensch" Anm. 2 und DIB "ergreifen, tragen" Anm. 3.
Zum Glück sind in Khania Tonrondellen zum Vorschein gekommen, die vielleicht das Zusammentreffen der drei Bedeutungen in einem einzigen Keilschriftzeichen erklären:
KA Wc 2030 etc. GORILA III, S. 125 |
Die Abbildung zeigt ein elegant gezeichnetes menschliches Wesen, welches das sumerische Zeichen (Kreis mit eingeschriebenem Kreuz) für "Schaf" ergreift oder festhält. Es dürfte sich deshalb um ein archaisches Ideogramm für "Schäfer, Hirt" handeln. Das Zeichen auf der Rondelle aus Khania ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass in frühen Formen der Schrift in einem Bild mit mehreren Bestandteilen ein ganzer Sachverhalt oder Satz ausgesagt worden ist. Die einzelnen Teile dieser Aussage dürften dann im Verlaufe der Schriftentwicklung in ein einziges Keilschriftzeichen verschmolzen sein. Dieses Zeichen enthielt dann aber immer noch die verschiedenen Elemente der Aussage, im vorliegenden Fall "Schaf", "Mensch" und "ergreifen".
Anm. 1: ŠL, Seite 988 Nr. 537/7
Anm. 2: ŠL, Seite 988, Nr. 537/6
Anm. 2: ŠL, Seite 987, Nr. 537/4 und 20.
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Hans A. Glarner
CH 8702 Zollikon