Schriftarchäologie

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2.10. Ein sumerisches Musikinstrument im minoischen Kreta

Am Ende der Schriftspirale auf der Seite A im Fach A 19 des Diskos von Phaistos sind zwei Zeichen zu sehen:

Das Zeichen links zeigt einen entspannten Pfeilbogen. Offenbar ging es dem Schriftschneider weniger um die Schusswaffe, als um die Sehne, denn sie liegt gut sichtbar über dem Bogen. Wer hinter den Zeichen des Diskos sumerische Urbilder der Keilschrift vermutet, kann die Zeichen in die Keilschrift übertragen. Im Paperback «Die Keilschrift» von Meissner/Oberhuber (Göschen Band 708) wird neben dem Zeichen SA matnu (S.64) der Begriff «Bogensehne» aufgeführt. In Anton Deimels sumerisch-akkadischem Glossar (S. 174) findet sich folgende Bezeichnung und dasselbe Keilschriftzeichen:

SA = SIRANU = Sehne, Band =

Das Zeichen rechts zeigt einen Wedel. Das war im Sumerischen ein Hoheitszeichen, das später zum Keilschriftzeichen «gross» geworden ist:

GAL, rabû = gross =

Wir haben es also mit den Zeichen SA und GAL zu tun. SA hatte u.a. die Werte sa oder ban, GAL die Werte gal oder kál. Wahrscheinlich kommt Francis W. Galpin in seinem Werk «The music of sumerians» (Strasbourg 1955, S. 29) dem Rätsel nahe, wenn er hinter sa-kál eine Stehharfe oder eine aufrechtstehende Harfe vermutet.

Von der sumerischen Kultlyrik ist bekannt, dass zum Abschluss einer Hymne das Instrument erwähnt wird, das den Text ergänzen oder untermalen soll.


Hans Glarner, CH 8702 Zollikon Diese Seite (www.schriftarchaeologie.ch/gruppen_2_10.php) wurde aktualisiert: 09.08.22

Hans A. Glarner
CH 8702 Zollikon

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