Schriftarchäologie

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3.3. Der Söldner im vorgriechischen Kreta

Auf der kretischen Tontafel HT 100 findet sich das Zeichen A 305 in einer Folge von sechs Zeichen, von denen mindestens die folgenden zwei Berufsbezeichnungen sein dürften Anm. 1:

UDU - LU
"Hirt, Schafhirt"
U2-GA-GIN / U2 - IL
"Grasträger, Lastträger"

Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass es sich beim Zeichen A 305 ebenfalls um eine Berufsbezeichnung handelt. Jean-Pierre Olivier und Louis Godart zeigen davon in ihrer Sammlung GORILA verschiedene Varianten Anm. 2:

Varianten des kretischen Linear A-Zeichens A 305

Margret W. Green hat in ihrer Zeichensammlung ZATU aus Uruk Varianten eines nahezu identischen Zeichens festgehalten Anm. 3:

Varianten des mesopotamischen Zeichens ZATU 143

Dieses mesopotamische Zeichen trägt die Namen BIR3, ERIM. Daraus ist in neuassyrischer Keilschrift folgendes Zeichen entstanden Anm. 4:

->
BIR3, ERIM

Im Sumerischen Lexikon hat schon Anton Deimel darauf hingewiesen, dass das Zeichen ERIM auch "erin" und "eren" heissen konnte und die Bedeutung "sabu" hatte, was "Soldat" heisst und in Kombination mit weiteren Zeichen "Söldner, Lohnarbeiter" bedeuten kann Anm. 5. Françoise Malbran-Labat gibt für ERIN2 = sabu die Bedeutungen "soldat, mercenaire, troupe" Anm. 6.

Es dürfte sich demzufolge beim Zeichen A 305 auf der Tontafel 100 aus Hagia Triada um die Berufsbezeichnung "Söldner, Lohnarbeiter" handeln.

Anm. 1: GORILA, Band I, Seiten 164 und 165
Anm. 2: GORILA, Band V, Seite XLVI
Anm. 3: ZATU, Seite 199
Anm. 4: ZATU, Seite 370, Kolonne rechts
Anm. 5: ŠL, Seiten 757 - 759
Anm. 6: LABAT, Seite 179


Hans Glarner, CH 8702 Zollikon Diese Seite (www.schriftarchaeologie.ch/einzel_3_3.php) wurde aktualisiert: 20.03.09

Hans A. Glarner
CH 8702 Zollikon

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